Wie Gewohnheiten unseren Alltag bestimmen und wie wir diese hinterfragen können
Gewohnheiten sind das, was wir gewohnt sind zu tun- das, was wir durch Wiederholung in unser Leben gebracht haben. Es ist die Art und Weise wie wir aufstehen, mit welcher Hand wir uns die Zähne putzen, wie wir die Tür aufmachen, was wir essen und was wir zu uns nehmen inklusive Medien und auch das, was wir denken.
Nichts ist schlimm an Gewohnheiten. In der Evolution sind Gewohnheiten dazu da um Energie zu sparen. Wenn alles was wir tagtäglich tun wie im Autopiloten abläuft, brauchen wir uns über die meisten Dinge des Tages keine Gedanken machen und sparen so Energie. In der heutigen Welt des Überflusses steht jedoch mehr Energie als jemals zuvor zur Verfügung. Wir leiden nicht an Hunger. Es gibt außerdem keine wilden Tiere, die uns durch den Dschungel jagen und uns Kalorien kosten. Diese übermäßige Energie nutzen wir aber selten oder überhaupt nicht für etwas, was uns im Leben weiterbringt. Im Gegenteil wir machen uns Gedanken und vergeuden unsere wertvolle Energie und Lebenszeit an der Endlosschleife wiederkehrender Hirnaktivität.
Ohne Zugang zu uns selbst laufen diese Gewohnheitsmuster tief verwurzelt im Unterbewusstsein ab. Wir hinterfragen nicht mehr, wie wir etwas tun. Wir tun einfach das, was wir gewohnt sind zu tun und auch das, was von uns erwartet wird, ohne darauf zu achten, ob es in Resonanz mit unserer tiefsten Intelligenz steht.
Der österreichische Philosoph Paul Watzlawick hat geschrieben: „Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas Anderes haben willst, musst Du etwas Anderes tun! Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig anderes, statt mehr vom gleichen Falschen!“
Sobald wir das verinnerlicht haben, beginnt der Umbruch. Wir haben Raum zur Veränderung gewonnen. Wir steigen aus dem Hamsterrad, aus der Matrix. Sobald wir beginnen unsere Gewohnheiten zu hinterfragen und im Moment zu sein, können wir diese ändern und verbessern, sofern wir das überhaupt wollen.
Spätestens dann, wenn der Körper Symptome zeigt und sich bemerkbar macht, haben wir zwangsläufig die Gelegenheit an uns zu arbeiten. Doch es muss nicht immer so weit kommen, dass der Körper streikt und Signale sendet. Wir können vorher hinterfragen.
Eine Schmerztablette zu nehmen und sich anderweitig vom Leben zu distanzieren mit Drogen oder Alkohol, um den Schmerz, der aus den alltäglichen Gewohnheiten resultiert zu vergessen, ist meist keine kluge Wahl. Der Körper schreit irgendwann lauter.
Nichts was wir tun ist im Grunde schlecht, aber vielleicht gibt es eine bessere Lösung zu mehr Bewusstheit?
Ich würde empfehlen für alles was wir tun etwas mehr Zeit zu nehmen und mehr Zeit einzuplanen. Damit entschleunigen wir das Leben und da Zeit sowieso etwas Relatives ist, geht uns auch davon nichts verloren. Wir gewinnen eher an Lebenszeit, weil wir durch eine bewusstere Lebensweise langsamer altern und uns so verjüngen.
Wir können ganz simpel beginnen und die Zähne mit der linken Hand putzen, anstatt mit der Rechten. Wir können anfangen unseren sitzenden Alltag zu unterbrechen und kleine Bewegungseinheiten einzubauen, um immer wieder den Zugang zu uns selbst zu stärken. Die beste Position ist die nächste und deshalb ist Bewegung so wichtig.
Auch wenn wir gerade sitzen und stets auf unsere Haltung achten, können wir dies hinterfragen. Was bedeutet eine gerade Haltung zu haben? Warum haben uns unsere Eltern und Lehrer gesagt: „Sitz gerade!“. Dadurch haben wir sicherlich nicht begonnen mehr in unseren Körper hinein zu fühlen. Uns hat niemand den Weg dahin gezeigt den Körper zu fühlen und wahrzunehmen.
Meint gerades Sitzen entspanntes Sitzen? Was bedeutet Entspannung? Entspannung bedeutet für mich nicht nach einem anstrengenden Tag in einer schludrigen Haltung auf dem Sofa zu liegen. Das ist Flakzidität. Flakzidität ist nicht gleich Entspannung.
Ein Tier im Wald ist entspannt- es ist jeden Moment in der Lage loszulaufen, doch ist es entspannt dabei. Das ist eine Gewohnheit, die wir pflegen könnten. Jeden Moment in der Lage zu sein alles abrufen zu können ohne es zu müssen. Jeden Moment Zugang zu seinem Körper-Geist zu haben. Nicht vollkommen ausgelaugt zu sein von seiner Tätigkeit und immer etwas Energie bei sich zu behalten, um das Leben so leben zu können, wie wir es uns wünschen. Nicht erschöpft ins Bett zu gehen, denn dann ist der Schlaf nicht regenerativ. Erschöpft einschlafen bedeutet meist vom Wecker erschöpft aufzuwachen.
Wir können hier die Haustiere als Beispiel nehmen. Vor allem unsere Hauskatzen. Sie können schon eher jeden Moment aufspringen und loslaufen. Hunde tendieren dazu das Verhalten der Besitzer anzunehmen und werden träge, wenn die Besitzer träge sind. Sie gewöhnen sich sogar eine schlechte Haltung an. Sie kommen im Alter schwerfälliger hoch und man sieht in ihren Gesichtern die Erschöpfung der Last des Alltags. Katzen hingegen bleiben ein Leben lang selbstständig und achten stets wie sie gepflegt sind- sie putzen sich und tun das, was sie mögen bis an das Lebensende. Kaninchen sind auch sehr gut darin. An einem Tag hoppeln und sprinten sie noch über die Wiese, essen Grashalme und vermehren sich. Am nächsten Tag sterben sie an Altersschwäche.
Das alles hat mit unseren Gewohnheiten zu tun und wie stark im Moment wir leben und wie verbunden wir mit uns selbst sind. Wie wir in den Körper reinhorchen und fühlen, was er wirklich braucht, um zu gedeihen. Sobald wir lernen auf den Körper zu hören und mehr bei uns zu sein, ist der erste Schritt getan.
Brauchen wir Schlaf? Benötigen wir eine eiskalte Dusche? Wäre es vielleicht gut inne zu halten und für ein paar Minuten entspannt durchzuatmen? Brauchen wir etwas zu trinken oder eine Fastenzeit? Was brauchen wir für unser höchstes Wohl?
Wir können simpel mit der Haltung beginnen- Wie wir sitzen, wie wir stehen und wie wir liegen. Eine entspannte und gute Haltung bedeutet für mich in der Lage zu sein jeden Moment in den ganzen Körper atmen zu können und außerdem freien Zugang zum Körper zu haben, mich offen und durchlässig zu fühlen. Wenn das nicht gegeben ist in der Stille oder in Aktion, meldet sich mein Körper und ich danke ihm sehr dafür, dass er mich immer aufmerksam macht, woran ich als nächstes arbeiten kann in meiner persönlichen Bewegungspraxis. Das ist meine Mission im Leben und ich möchte euch helfen den Zugang zu euch selbst zu finden, um aus den Gewohnheiten ausbrechen zu können. Es ist wie als würde man das alte ablaufende Programm mit neuer Information überschreiben, um so mehr Möglichkeiten für die freie Entfaltung des individuellen Lebens zu haben.
National Archives of Australia. Copied from en.wikipedia
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